Buchbesprechungen
ClaudeJ.P. Delbeke
De Post vanuit de Nederlanden, 1813 - 1853
245 Seiten in Leinen gebunden. Eigenverlag. Zu beziehen beim Autor nur durch Überweisung auf Postcheckkonto (Belgien!) Nr. 000-0452515-lOzugunsten von Delbeke-Demoor. B-9880 Aalter. Preis: Bfrs. 1.350- (inkl. Porto) = ca. DM 70.-. Mit diesem Buch hat C. Delbeke einen Leitfaden geschaffen über die Postverbindungen zwischen dem heutigen Benelux und dem Rest Europas, und das über eine Zeitspanne, über welche fast keine Literatur vorliegt. Somit ist dieses Buch nicht nur für den Belgien- bzw. Niederlandesammler von grossem Nutzen, sondern auch jedem Postgeschichtler mit Interesse an den europäischen Postverbindungen. Behandelt werden für jedes Land sukzessive die Grenzpostämter, die Frankierungen, Stempel, Taxen und Porti und zwar für Frankreich, Preussen, Dänemark, Norwegen, Schweden, Hannover, Oldenburg, Braunschweig, Mecklenburg, Hamburg, Bremen und Lübeck, Grossbritannien mit Transit nach den niederländischen Kolonien. Übersee und Kolonien sowie der interne Postverkehr in den Niederlanden werden gesondert besprochen. Die Studie umfasst auch die Transitpost durch die oben erwähnten Gebiete: nach Spanien, Portugal, der Schweiz, Baden, Bayern, Italien, Österreich, Lombardei-Venetien, die Levante, Griechenland, dazu noch Sachsen, Hessen, Thurn- und Taxisgebiet, Süd-Deutschland, Polen und Russland, jeweils über Frankreich bzw. Preussen. Alle Ausführungen stützen sich auf insgesamt 20 internationale Postverträge. Das ganze Werk ist sehr übersichtlich geordnet. Landkarten und deutliche Briefabbildungen helfen dem Leser, das komplizierte Portosystem dieser Epoche besser zu begreifen. Den Schluss bildet der Stempelkatalog mit individueller Bewertung. Einziger Nachteil dieses Werkes für den internationalen Markt ist die Abfassung in niederländischer Sprache. Dank der übersichtlichen tabellarischen Erfassung der verschiedenen Taxierungen werden aber sicher auch fremdsprachige Leser einen Gewinn haben. Zu erwähnen ist noch die Tatsache, dass Herr C. Muys aus Den Haag einen wesentlichen Beitrag beigesteuert hat, indem er seine Dokumentation zur Verfügung stellte und die Währungswerte und Porti nachprüfte. Dieses Buch ist ein «Muss» für jeden Postgeschichtler Europas.
Günther Steinbock
1949 - 1950: Rotaufdruck Berlin, I. Teil
DlN-A5-Broschüre mit zweifarbigem Umschlag, 110 Seiten, 69 Abbildungen von Belegen und 18 Tabellen, Preis 24 DM, für Mitglieder der FG BERLIN e.V. 20 DM einschliesslich Versandkosten. Zu beziehen bei der Forschungsgemeinschaft BERLIN e.V., Blücherstrasse 26, 3500 Kassel, gegen Vorauszahlung auf das Postgirokonto Nr. 5533 88-603 (BLZ 500 100 60) beim PGiroA Frankfurt am Main. Als Heft 5 der Schriftenreihe der Forschungsgemeinschaft BERLIN e.V. wurde in der soeben erschienenen Arbeit mit dem Untertitel «Ersttage, Frankaturarten, Verwendungsbereiche» der erste Teil einer drei Hefte umfassenden Darstellung über die Rotaufdruckmarken Berlin veröffentlicht. Der Autor ist seit Jahren Spezialist für dieses philatelistisch und postgeschichtlich äusserst interessante Gebiet und will dem Leser die Vielfalt der Verwendungsmöglichkeiten für diese erste WestmarkAusgabe des Sammelgebietes Berlin nahebringen. Was die Rotaufdrucke von Berlin so attraktiv macht, ist philatelistisch gesehen vor allem die zeitliche Bindung an die beiden Dauerserien Schwarzaufdruck Berlin und Bauten I sowie die Gültigkeit, die sowohl das Ende des provisorischen Wiederaufbaus als auch den Beginn der Normalzeit - für den Inlands-Postverkehr vom 1.6.1949 und für den Auslandsverkehr vom 7.7.1949 an - einbezieht. Die zahlreichen Abbildungen vermitteln anschaulich, wie eine Supersammlung von dieser Freimarkenausgabe auf Brief oder Karte aussehen könnte. Die Tabellen ergänzen die Darstellung sinnreich zum praktischen oder theoretischen Vorkommen von Belegen, informieren eindeutig über die Seltenheit von Frankaturen und geben eine sorgfältig zusammengestellte Übersicht über die Schwierigkeitsgrade für die Beschaffung von Belegen. Eine Arbeit, die in die Hand jedes Berlin-Philatelisten gehört.
Gary S. Ryan
Die Abstempelungen der ungarischen Postämter auf der ersten Ausgabe von Ungarn 1S67- 1871
betitelt G. S. RYAN sein seit langem erwartetes neues Stempel-Katalogwerk, das Anfang dieses Jahres von der Royal Philatelie Society, London herausgebracht wurde.
Wenngleich der ausführliche historische Teil zu Beginn des Werkes dazu dienen soll, die Theorie zu untermauern, bei der Ausgabe 1867, grober Druck
handle es sich um die erste Briefmarken-Ausgabe von Ungarn und nicht um eine mit Österreich gemeinsame Emission, bleiben beim österreichischen Leser in dieser Frage Zweifel bestehen, die aber den ausserordentlichen Wert und die hervorragende philatelistische Leistung dieses Kataloges nicht schmälern können.
Der Autor hat dieses Stempelwerk nach ähnlichen Gesichtspunkten aufgebaut und gegliedert wie sein bereits vor fast einem Dezennium erschienenes Werk über die ungarischen Abstempelungen auf den ersten 5 Ausgaben von Österreich; die graphische und systematische Darstellung besticht einerseits und erleichtert andererseits den Gebrauch des Werkes ungemein. In 2 Bänden sind nicht nur die Marken an sich, sondern auch Ganzsachen und Postformulare einerseits sowie die Organisation, der Betrieb und die Gebühren der Post andererseits beschrieben und erläutert, darüber hinaus auch Landkarten und graphische Darstellungen enthalten. Den Schwerpunkt bilden das Verzeichnis und die Bewertung der Abstempelungen im ersten Band, darüber hinaus die verschiedenen postalischen Vermerke und die Abstempelungen der ungarischen Postämter in den Donaufürstentümern im zweiten Band. Die bildliche Dokumentation aller Stempel und Besonderheiten ist auch diesmal ein besonderer Pluspunkt des Werkes!
Zur vorgenommenen Bewertung selbst, die in 5 Kolonnen die Jahre 1867 bis 1871 umfasst, ist vor allem zu bemerken, dass sie sich von den bisherigen gültigen «Müller-Punkten» rein optisch deutlich dadurch unterscheidet, dass man die bisherigen Müller-Notierungen getrost mit einem Faktor 5 bis 10 versehen kann! Konnte man noch bei Ryans Abstempelungswerk über die ersten fünf Ausgaben Vergleiche mit Müller herstellen - es ergaben sich oft sehr interessante Neubewertungen - so ist dies bei der Ausgabe 1867 nicht mehr möglich : es handelt sich um eine vollkommen neue Bearbeitung und Bewertung - ein Bezug auf Müller ist nicht mehr vorhanden. G. S. Ryan bewertet die ungarischen Abstempelungen auf der Ausgabe 1867 eben viel detaillierter und aus einem speziellen Gesichtswinkel; seine jahrzehntelange Sammlertätigkeit befähigt ihn, die Relationen und Grade der Seltenheit genauer und richtiger zu beurteilen und zu katalogisieren. Der Katalog ist eben die Frucht und die Krönung eines Sammlerlebens - wer, wenn nicht dieser Autor kann den gelungenen Versuch wagen, eine derart detaillierte Bewertung niederzuschreiben? Es ist gar keine Frage, dass dieses Werk, gerade der in den letzten Jahren so beliebt gewordenen Emission 1867 weiteren Auftrieb verschaffen und dass es viel zum Verständnis dieser wohl einmaligen Briefmarken-Ausgabe beitragen wird; so gesehen ist es ein unentbehrlicher Behelf nicht nur des fortgeschrittenen Ungarn-Sammlers, sondern auch des Sammlers der «groben Barte» von 1867.
Wenn ein so erfahrener und angesehener Philatelist wie Robson-Lowe im Vorwort schreibt: «Das Buch wird durch gleiche Vollständigkeit, ernste Forschung und sorgfältige Beachtung von Einzelheiten charakterisiert wie sein Vorgänger», so ist dem nichts mehr hinzuzufügen als der Wunsch, es möge ebenso wie dieses zu einem Meilenstein in der österreichisch-ungarischen Philatelie werden. Das Werk ist wieder in englischer oder deutscher Sprache verfasst, wobei die gekonnte Übersetzung ins Deutsche wieder aus der Feder von J.J. Volny stammt. Es ist in Standard-Ausstattung bzw. auch in Luxusausführung im Fachhandel oder bei The Royal Philatelie Society London; 41 Devonshire Place, London WIN 1PE erhältlich (Preis £ 140,- bzw. £ 180.- Versandspesen inbegriffen).
Dr. Ulrich FERCHENBAUER