A propos Altschweiz: Einkreisstempel und R.L.-Stempel von Genf
1. Einkreisstempel
Gegenstand dieser Betrachtungen sind nur Einkreisstempel vor 1. Okt. 1854, d.h. die AW Nrn 5067-69, sei es auf losen Marken oder auf Briefen, die mit Marken frankiert wurden und den Einkreis-Stempel als Abgangs-Stempel aufweisen. Doch nur Genfer Kantonalmarken und Marken der eidgenössischen Kreispostdirektion Genf (Waadt 4, 5, Neuenburg) wurden berücksichtigt; PL-, OP- und Rayon-Maken fallen hier ausser Betracht.
In diesem Kapitel sind gar etliche Fragen noch offen, nicht restlos geklärt. Beispiel: Kleiner Adler auf Briefstück, entwertet mit schwarzer Rosette Nr. 3 und neben der Marke als Abgangs-Stempel Genf 9. Jan. 1851 in Rot; ist wohl sehr "farbenprächtig", dürfte aber kaum eine Nachprüfung überstehen.
Rote Einkreis-Stempel von Genf konnte ich bisher erst ab Dienstag, den 15. Mai 1849 bis 30. Dez. 1850 festhalten, wobei noch ein Briefstück erwähnt werden muss, welches vielleicht am 31. Dez. 1850 entwertet wurde, doch ist der Aufgabetag kaum lesbar. Auffallend ist auch, dass der rote Einkreis-Stempel in Genf in den Jahren 1851, 1852 und 1853 noch nicht gefunden worden ist. Ist beim NeuenburgBeleg vom 1. Jan. 1852 wirklich alles in Ordnung? Erst anfangs Jan. 1854 kommt der rote Einkreis in Genf wieder zum Einsatz; vielleicht ab Sonntag, den 8. Jan. 1854. Abb. Seite 17: Roter Einkreis, rote Rosette vom 1. Jan. 1850 Genf (dunkler Adler).
Und der schwarze Einkreis-Stempel? Ich konnte ihn nur ab Donnerstag, den 2. Jan. 1851 beobachten (Waadt 5). Als Letzt-Tag für den schwarzen Einkreis notierte ich den 19. Juli 1852.
Für den blauen Einkreis-Stempel Genf vermerkte ich: Ab Dienstag 20. Juli 1852. Es soll jedoch ein Faltbrief ohne Marken existieren, welcher am 10. Juli 1852 in Genf mit blauem Einkreis abgestempelt wurde
2. R.L.-Stempel
Um gleich den Deckel vom Topf zu nehmen: Diesen Stempel habe ich noch nie auf Genfer Kantonalmarken beobachten können, obwohl behauptet wird, dass "um 1930 auf einer deutschen Auktion ein loser "Dunkler Adler" mit diesem Stempel ausgerufen worden sei. Wo steckt dieses Stück heute? Und wie steht es mit den von der eidgenössischen Kreispostdirektion Genf herausgegebenen Marken Waadt 4, Waadt 5 und Neuenburg? Auch hier bin ich teüweise überfragt, ausgenommen für Waadt 5. Bei Waadt 4 sind alle Sammlerfreunde einig: R.L.-Stempel auf Waadt 4 gibt es nicht. Bei den NeuenburgMarken besteht Unsicherheit; denn es soll eine Neuenburg mit schwarzem R.L. in einer Sammlung "schlummern". Leider konnte ich diesen "Schlummer-Peter" nicht einsehen. Somit verbleibt schlussendlich nur noch die Waadt 5. Doch wieviele gibt es davon? Fünf oder mehr? Ich tippe auf 5; denn der Brief an Edmond Cholley vom 14. Okt. 1850 von Genf nach Annecy ist eine gar plumpe Fälschung, weil dieser Stempel damals noch gar nicht existieren konnte. Warum nicht? Das theoretische Erstdatum konnte nur Dienstag, den 1. April 1851, hiefür sein; denn auf diesen Tag hin trat der zwischen der Schweiz und dem Königreich Sardinien am 21. Okt. 1850 unterzeichnete Postvertrag in Kraft. Etliche "markenlose" Briefe aus Genf nach dem damaligen sardinischen Savoyen sind bekannt, doch keine "Marken"-Briefe, welche ja mit 5 Waadt 4, oder mit 4 Waadt 5 oder Neuenburg frankiert hätten werden müssen. Der Grenzkreis, der Rayon Limitrophe, für welchen der R.L.-Stempel geschaffen wurde, betrug 30 km von einer schweizerischen Poststelle zu einem sardinischen Postbureau, nicht Strassenlänge, sondern "vol d'oiseau". Und für einen 7,5 Gramm schweren Brief betrug die Posttaxe innerhalb dieses Rayons 20 Centimes, wobei ungenügend frankierte Briefe austaxiert werden mussten. Nur frankierte oder unfrankierte Briefe waren zulässig, teilweise frankierte Briefe unstatthaft. Aus diesem Grund wurde z.B. der bekannte Brief an Favon in Bossex (heute Bossey) vom 11. Aug. 1851 in Genf austaxiert; leider wurde der R.L.- Stempel auf den Brief und nicht auf die Waadt 5 aufgedrückt. Doch wer zeigt einmal eine Waadt 5 aus Carouge, Chene, Coppet oder Nyon mit einem R.L.-Stempel? Die 5 oder mehr(?) losen Waadt 5-Marken wurden sicherlich nur in Genf damit entwertet. Hier die Abbildung einer losen Waadt 5.
Beigefügt sei, dass mir das Briefstück mit dem kaum lesbaren "R" auf Waadt 5 und daneben Carouge Ortsstempel vom 20. Aug. 1851 absolut nicht gefällt, trotz eines ausländischen Attestes.