Flugpost aus Liechtenstein im zweiten Weltkrieg nach Amerika (III)

(Ein Beitrag zur Postgeschichte von Liechtenstein)

Am 21. Dezember 1939 eröffnete die italienische Fluglinie "LINEE AEREE TRANSCONTINENTALI 1TALIANE", abgekürzt LATI (Italienische Transkontinentale Fluglinien) nach längeren Vorbereitungen und mit deutscher Unterstützung von Rom (Flugplatz Roma Guidonia) via Malaga, Villa Cisneros (Spanisch Westsahara) und die Insel Sal (Portugiesische Kapverdische Inseln) den Betrieb nach Brasilien.
Gemäß Ankündigung in den PTT-Mitteilungen sollten im ersten Betriebsmonat die Südamerikaflüge ab Rom an jedem zweiten Donnerstag um 6 Uhr beginnen, wobei die Anschlußpost ab Schweiz/ Liechtenstein spätestens Mittwoch um 12.19 Uhr bei der Sammelstelle Chiasso 2 vorliegen mußte, welche die Post mit der Bahn dem Postamt Roma Ferrovia zuführte. Ankunft in Rio de Janeiro war am Samstag um 17.15 Uhr (beim Erstflug 23.12.), wo unmittelbarer Fluganschluß an die Condor-Linie nach Buenos Airebzw. weiteren Zielen in Südamerika bestand. Abb. 2 zeigt einen Beleg vom Erstflug mit italienischem Sonderbestätigungsstempel.
Dieser Erstflug war unter Nr. 278 vom 16.12.1939 rechtzeitig in den Schweizer PTT-Nachrichten angekündigt worden. Erstflugbelege dürften trotzdem recht selten sein (und für die Etappen Westsahara und Kapverden nicht existieren), da nur Post nach Südamerika zugelassen war und die Aufgabe von "nach der Schweiz adressierten Philatelistensendungen", ebenso wie die Einschaltung schweizerischer Gesandtschaften und Konsulate ausdrücklich untersagt war.
Gleichzeitig mit dem Start eines Flugzeuges in Rom am 21.12.1939 in Nord-Südrichtung wurde von der LATI ab Rio de Janeiro der Flugverkehr nach Italien in Süd-Nordrichtung aufgenommen. Die hierfür eingesetzte Maschine (I-ARPA) geriet jedoch in Marokko in der Gegend von Mogador in ein Unwetter und stürzte ab, wobei die Besatzung (4 Besatzungsmitglieder und 3 Journalisten) ums Leben kam und ein Großteil der Post verbrannte.

Abb. 2

Durch dieses Unglück ließ man sich nicht entmutigen. Im Gegensatz zu den Ankündigungen starteten bereits am 28.12.1939 die nächsten Postflüge ab Rom und Rio de Janeiro.
Diese italienische Linie nach Südamerika wurde auch in den beiden folgenden Jahren durchgehend einmal wöchentlich beflogen.
Abb. 3 zeigt einen Brief ab Schaan vom 12. Januar 1940. Als Leitvermerk wurde in Buchs zuerst "Genf eingetragen, von wo aus Anschluß an den Südamerikadienst der Air France bestand. Wegen des günstigeren Anschlusses wurde der Brief aber via Chiasso 2 und Rom der LATI mitgegeben, von wo er mit dem 5. Südamerikaflug dieser Linie vom 18. Januar 1940 nach Rio de Janeiro transportiert wurde (planmässige Ankunft: 20.1.1940). Die Weiterleitung erfolgte mit der Condor-Linie nach Porto Alegre.
Bei einem weiteren Brief ab Schaan (Abb. 4) vom 12. September 1940 nach Porto Alegre (Brasilien) war als Leitweg "via Lati" bereits vom Absender vorgeschrieben. Befördert wurde dieser Beleg mit dem 40. Flug nach Südamerika, der Rom am 19. September 1940 verließ.
Abb. 5 zeigt einen Brief vom 27. September 1940 (einem Freitag) ab Triesenberg nach Santos (Brasilien). Der Beleg erreichte via Chiasso 2 den 42. Lati-Flug vom 3. Oktober 1940, Ankunft in Rio de Janeiro am 5. Oktober 1940 (samstags) und Zustellung in Santos gemäß Ankunftsstempel am Montag, dem 7. Oktober 1949. Dieser Beleg ist mit 4.70 Fr.bei dem angegebenen Gewicht um 20 Rp. überfrankiert.



Abb. 7

Der in Abb. 6 gezeigte Brief, abgestempelt am 17. Dezember 1940 - 18 Uhr in Schaan, erreichte den 53. Nord-Südflug der L ATI, ab Rom am 19. Dezember 1940. Dies war sozusagen ein Jubiläumsflug, denn jetzt funktionierte diese Luftpostverbindung bereits ein ganzes Jahr.
Auch im Jahre 1941 flog die LATI noch fast das ganze Jahr einmal wöchentlich von Rom nach Südamerika und beförderte auch Post ab Liechtenstein. Abb. 7 zeigt einen am 18. November 1941 (Dienstag) in Triesenberg aufgegebenen Einschreibebrief nach Rio de Janeiro. Mit 5.10 Fr. ist der Brief um 30 Rp. unterfrankiert. Bei der Weiterleitung in Buchs, wo der Leitweg "Ch 2" (für Chiasso 2) angebracht wurde, stellte die Post dies fest und vermerkte ein "T" (Tax: Nachgebühr). Leider ist heute nicht mehr feststellbar, ob der Differenzbetrag vom Absender, dem Empfänger, oder überhaupt nicht erhoben worden ist.
Der Brief dürfte für den 101. Flug vom 20.11. zu spät in Rom eingetroffen sein und wurde daher erst eine Woche später, am 27.11.1941 mit dem 102. Flug nach Brasilien transportiert, wo er am 29.11. 1941 eintraf und diverse Ankunftsstempel Rio vom 3 0.11. und l. 12. trägt.
Die direkte Linie nach Südamerika war zwar teurer (ein einfacher Luftpostbrief bis 5 gr. kostete 1941 2.70 gegenüber 1.80 via New York) als der Luftpostdienst via New York, sie hatte aber den Vorteil, schneller zu sein und die britische Zensur zu umgehen.
Am 25. Juli 1941 war das Flugnetz der LATI in Südamerika noch durch die Linie Rio de Janeiro — Buenos Aires bis nach Argentinien erweitert worden. Mit dem 103. Flug in Nord-Süd- bzw. Süd-Nordrichtung am 4. Dezember 1941 endete der Flugverkehr der LATI zwischen Europa und Südamerika. Die für den 11. Dezember 1941 planmäßig vorgeschriebenen Flüge wurden nicht mehr durchgeführt.
Brasilien, das im zweiten Weltkrieg bis dahin neutral geblieben war, brach nach dem japanischen Überfall auf Pearl Harbor (7.12.1941) und der deutschen Kriegserklärung an die USA (11.12.1941) seinerseits unverzüglich die diplomatischen Beziehungen zu den Achsenmächten Deutschland und Italien ab. Nach der Versenkung brasilianischer Schiffe trat Brasilien am 22. August 1942 an der Seite der USA in den Krieg ein, währenddem Argentinien weiterhin neutral blieb.
Nach dem 4. Dezember 1941 bis zum Kriegsende war die Benützung des Clippers Lissabon — New York bzw. — Natal (Brasilien) und die Weiterleitung mit der PAA nach Südamerika die einzige bestehende Luftpostverbindung nach diesem Raum.
Den wechselnden Verlauf dieser Flugverbindung schildert die folgende Darstellung.

Zur Geschichte des Zweiten Weltkrieges

(Vorgeschichte — Weltenbrand — Begleiterscheinungen)

Vom 1. Februar bis 8. April 1984 wird im Briefmarkenkabinett des PTT-Museums in Bern die als Leihgabe zur Verfügung gestellte Sammlung von Herrn Han s Ulric h Wahlen , Hasle-Rüegsau zu sehen sein.
Ein Geschichtsereignis wie dasjenige des Zweiten Weltkrieges kann erst in seiner ganzen Problematik und Tragweite begriffen werden, wenn dessen Vorgeschichte, die auslösenden Momente, sowie die unmittelbaren Auswirkungen mit einbezogen werden. Diese Tatsache wurde im Konzept der thematisch aufgebauten Motivsammlung berücksichtigt.
Zur Gestaltung des gewählten geschichtlichen Stoffes liess sich eine sehr reiche Palette verschiedenster philatelistischer Elemente einsetzen. Auffallend ist die starke Aussagekraft der zum Teil einmaligen Briefe und Dokumente. Aus ihnen sprechen der Zeitgeist, die Denkart und Empfindungsweise der "Menschen von damals" und machen deren Hoffnungen, Ängste und Nöte, sowie die vielen Verflechtungen zwischen unbewältigter Vergangenheit und Ungewisser Zukunft sichtbar. Es ist eine Sammlung, die trotz sachlicher, neutraler Haltung aufwühlt — ein Beitrag zur besseren Verständigung unter den Völkern und ein Aufruf an die Menschen, auf der Basis des gegenseitigen Verstehens für den Frieden zu wirken und für ein friedliches Zusammenwirken der Völker einzutreten.
Die Sammlung umfasst drei Hauptteile,die insgesamt in 12 Kapitel unterteilt sind. In der Vorgeschichte (1919 - 1939) werden Gründe aufgezeigt, die letztlich zum Ausbruch des bisher blutigsten aller Völkerringen geführt haben.
Der Hauptteil der Sammlung ist mit "Der Weltenbrand" überschrieben. Er berichtet über die Ereignisse an den Fronten, in den einzelnen Kapiteln: "Der Krieg in Europa bricht aus" — "Hitler auf dem Höhepunkt des Erfolgs" — "Aussereuropäische Kriegsschauplätze" - "Das Kriegsglück wendet sich" — "Der Zusammenbruch naht".
Ein dritter Teil bietet Gelegenheit, auf Begleiterscheinungen des Krieges einzutreten. So ist im Kapitel "Menschliche Kriegsschicksale" jedes Blatt ein ernstes Mahnmal an die Nachwelt. Ein spezielles Kapitel ist dem Postdienst während des Krieges gewidmet. Hier waren Aufdrucke und Stempel als Zeichen der Besetzung, Vermerke über Beschädigungen, Zensur, Irr- und Umwege, aber auch Notmassnahmen bei Zivil- und Feldpost ständige Begleiterscheinungen zum Kriegsgeschehen.
Ein weiteres Kapitel ist dem "Sonderfall Schweiz" gewidmet, mit der bewaffneten Neutralität, dem Durchhaltewillen und der humanitären Hilfe des kriegsumbrandeten Landes als Schwerpunkte.
Die Sammlung schliesst mit einem Ausblick in die erste Nachkriegszeit mit der sich überall breitmachenden Ernüchterung, der Kriegsliquidation und dem Bemühen, einen besseren Neubeginn mit einer gerechten Friedenslösung zu finden.