Editorial
Die NABA 2018 in Lugano ist bereits wieder Geschichte und mit 78 prämierten Sammlungen in fast allen Ausstellungsklassen aus dem Kreis unserer Mitglieder braucht sich unsere Vereinigung nicht zu verstecken. Das Zusammenstellen einer Ausstellungssammlung darf sicher noch immer als Königsdisziplin für jeden Philatelisten bezeichnet werden. Für mich selbst ist „Ausstellen" die zentrale Inspiration. Das Zusammenstellen einer Ausstellungssammlung zwingt mich, mich mit meinen Sammelgebieten kritisch und in vielen Facetten auseinander zu setzen. Die NABA hat für mich ganz privat dabei eine ganz besondere Bedeutung. Die NABA 1984 in Zürich war meine erste „grosse" und „internationale" Briefmarkenausstellung, die ich besucht habe. Damals kam mein Heimatverein aus dem Süddeutschen mit zwei Bussen - das waren sicher gut und gerne 70 Personen. Dabei damals viele Jugendliche und auch viele Frauen. Neben den vielen Ständen der ausländischen Postverwaltungen sind mir die Schweizer Stempelautomaten in Erinnerung geblieben. Endlich einmal Sonderstempel, die an Perfektion nicht zu übertreffen waren. Vielleicht ist damals die geheime Liebe zur Schweiz entstanden, die mich einige Jahre später zur Übersiedelung nach Zürich trieb.
Die zweite prägende NABA war jene in 2012 in Stans. Damals haben mich die vielen Ausstellungssammlungen begeistert und für mich war klar - ich selbst muss wieder ausstellen. Nach gut 20 Jahren Abstinenz kein leichtes Unterfangen. Für mich persönlich wurde die Mühe mit einer schönen Medaille in Lugano belohnt. Nun muss sich Lugano also den beiden Prüfsteinen Zürich 1984 und Stans 2012 stellen. Dabei wird deutlich, die Philatelie hat sich geändert und eine Briefmarkenausstellung kann machen was sie will, das „Breitenpublikum" lässt sich nicht mehr anziehen. Die Ausstellungsmacher in Lugano haben das klar erkannt und quasi als Gegenpool eine Art „Sammleroase" geschaffen. Die Hallen waren grosszügig, die Rahmenzahl stattlich und die gezeigten Exponate von einer exquisiten Weltklasse, wie nur selten zu sehen. Alle Schweiz-Enthusiasten kamen voll auf ihre Kosten und davon sollte es wohl gerade in der Schweiz am meisten haben. Die exquisite Meisterklasse hat begeistert und der zwar im Reglement verzeichnete aber sonst irgendwie in Vergessenheit geratene Jurysalon war ein wirklich wertvolles Zückerchen. Die NABA Lugano 2018 war eine Reise wert und so war es toll, auch den einen oder anderen Philatelisten aus dem Ausland anzutreffen. Was bleibt ist die Erkenntnis, dass die Philatelie zwar an Breitensportqualitäten verliert, dass die Schweiz aber im philatelistischen Spitzensport des Ausstellens ganz vorne mitspielt. Neben den mit teuren Werten beladenen Sammlungen haben mich persönlich die Sammlungen in den Klassen „ab 1901" besonders begeistert. Es bleibt zu hoffen, dass dieser Zeitraum auch bei unseren Mitgliedern in Zukunft mehr Beachtung findet. Die Weltgeschichte im Blickpunkt der Postgeschichte zu sehen, ist einfach zu interessant.
Ihr Kassenwart
Eric Scherer