Pro Juventute-Briefli 1926- 1960
Im Gründungsjahr 1912 gab die Stiftung "Pro Juventute" zwei Serien zu sieben Künstlerkarten "Zur Bekämpfung der Tuberkulose bei Kindern" heraus. Die zwei Serien 1913 zu acht Karten trugen den Vermerk "Für die Jugend". Die Doppelserie 1915 mit wieder je sieben Karten war erstmals mit "Pro Juventute" bezeichnet. Mit Ausnahme der Jahre 1914, 1917 und 1936, in welchen eine Ausgabe unterblieb, wurden bis 1960 die Schweizer Haushaltungen 46 mal eingeladen, mit dem Kauf der Karten die Stiftung zu unterstützen. In 56 Umschlägen waren es insgesamt 300 Karten mit 299 verschiedenen Sujets. Die illustre Namenliste der Künstler und Künstlerinnen kann dem Tanner-Spezial-Katalog entnommen werden. Gaudenz Müller schrieb von "interessanten Karten, die bildseitig mit Reproduktionen von Werken anerkannter, aber auch lange verkannter einheimischer Künstler geschmückt sind", die leider allzufrüh verstorbene Annie Weber-Keller: "Den Sammlern, die sich dafür interessieren, sei verraten, dass die PJ-Karten gesamthaft einen grossartigen Querschnitt durch das künstlerische Schaffen vieler namhafter Schweizer Maler vor allem des letzten und des frühen 20. Jahrhunderts darstellen. Ein Kompliment gehört dem Gremium, das mit sicherem Geschmack die Auswahl der Künstler und Karten getroffen hat."
Hier soll indessen von einem ändern "Schmuckstück" der Pro Juventute die Rede sein, von den bedruckten Umschlägen, den PJ-Briefli. Lauscht man in der Runde, hört man "Bijou, herzig, allerliebst"! Diese bedruckten Kleinbriefli, vorerst im Format 8x11,5, später 8,5x12 cm, erschienen ebenfalls zur Weihnachtszeit. Philatelistisch sind allein die Umschläge von Bedeutung. Immerhin gibt es Sammler des Inhalts, kleinen Glückwunschkärtchen von bestechender Schönheit und Vielfalt, wobei sie im Gegensatz zu den gleichen Briefli einer Serie immer verschieden sind.
Den PJ-Karten wie den PJ-Briefli ist eines gemeinsam: Sie sollen, ja sie müssen mit einer oder auch mehreren PJ-Marke(n) des Ausgabejahres der Karte oder des Briefli versehen sein, wie dies auch V. Müller feststellt, zumal man öfters Karten und Briefli mit "falschen" späteren PJ- oder gewöhnlichen Marken begegnet. Besonders gesucht und wertvoll sind Briefli mit einer Markenserie oder einem Block, denn es war eine Kunst, solche auf die Briefli anzubringen, ohne die Ornamentik oder das Sujet zu berühren oder zu verdecken. Die Sujets präsentieren sich in einer prächtigen, bunten Folge. Bei den ersten Jahrgängen mit Ornamentik ist nebst der Bezeichnung "Pro Juventute" entweder "Glückwunschkarte" oder "carte de voeux" oder "biglietto di augurio" anzutreffen. Die Spezialisten stürzen sich auf die französischen und italienischen Texte.
Im Gegensatz zu den PJ-Karten erschienen die PJ-Briefli kontinuierlich, ohne Unterbruch somit von 1926 bis 1960. Seither findet man nur noch Umschläge in grösserem Format, ohne Sujet, lediglich mit der Bezeichnung "Pro Juventute". Grund genug zu Freude und Dank beim Finden eines PJ-Briefli-Schatzes, denn gewiss erfreuten die verschiedenen Sujets den damaligen Empfänger genauso, wie sie den heutigen Sammlern Freude bereiten.
© Schweizerische Vereinigung für Postgeschichte / SVPg